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Ein ehrlicher Rückblick auf mein zweites Trimester

Jetzt, wo ich diesen Blogartikel über mein zweites Trimester schreibe, bin ich bereits weit darüber hinaus. Und trotzdem möchte ich ehrlich sein. Bis etwa zur Mitte der Schwangerschaft war dies eine der schwierigsten Phasen meines Lebens. Ich bin nicht stolz darauf, und es fällt mir nicht leicht, darüber zu sprechen – aber es gehört nun einmal zum Frausein dazu. Es ist nicht immer eitel Sonnenschein. Gleichzeitig ist es herausfordernd, darüber zu schreiben, ohne zu persönlich zu werden oder nicht die richtigen Worte zu finden.


Um ganz ehrlich zu sein: Dieses Bild stammt bereits aus dem dritten Trimester. In der zweiten Schwangerschaft bleibt einfach etwas weniger Zeit für Fotos;-)
Um ganz ehrlich zu sein: Dieses Bild stammt bereits aus dem dritten Trimester. In der zweiten Schwangerschaft bleibt einfach etwas weniger Zeit für Fotos;-)

Warum ich im zweiten Trimester aufgehört habe zu arbeiten

In dieser Schwangerschaft habe ich verhältnismässig früh – im zweiten Trimester – mit Arbeiten aufgehört. Nicht, weil ich meine Arbeit nicht liebe. Im Gegenteil: Ich liebe sie über alles. Aber wir alle leben in einem System, und wenn es darin einer Person nicht gut geht, reagiert das ganze Umfeld.


Bei uns zeigte sich das besonders bei unserer Tochter: Sie wurde plötzlich extrem anhänglich, wollte kaum mehr von anderen Personen betreut werden und spielte kaum noch alleine. Das war jedoch NICHT der Auslöser dafür, dass sich vieles instabil anfühlte. Vielmehr glaube ich, dass unsere Kinder ein Spiegel sind – sie zeigen uns, wie es uns wirklich geht, und können uns mit ihrem Verhalten zum Umdenken bringen. Und rückblickend war ich in dieser Zeit sehr erschöpft, emotional instabil und hatte kaum Reserven.


Wie so oft kam vieles zusammen: viele Auswärtstermine meines Mannes, bei mir Workshops und Präsenzzeiten, ein hoher mentaler Load. Eine vertraute Person sagte mir dann etwas Entscheidendes: dass ich nicht so viel Energie nach aussen geben könne, wenn sie mir selber fehle. Diese Worte haben mich sehr berührt und zum Umdenken bewegt. Es gibt Momente im Leben, in denen man nicht mit dem Kopf durch die Wand gehen kann. Die Entscheidung, vorübergehend aufzuhören, war für mich enorm schmerzhaft, aber richtig – eine notwendige Entlastung für unser gesamtes System.


Seither ist etwas Zeit vergangen – Zeit, die ich dringend gebraucht habe, um mich zu erholen, zu reflektieren und der Schwangerschaft wieder mehr Platz zu geben. Mit einem Kleinkind bleibt definitiv weniger Zeit als in der ersten Schwangerschaft, aber die Akzeptanz dafür ist essenziell.

Seit ich aufgehört habe zu arbeiten, geht es mir deutlich besser – und dennoch ist die Leidenschaft für meine Arbeit nach wie vor stark da.


Körperliches Wohlbefinden und Bewegung

Körperlich ging es mir eigentlich immer recht gut. Prioritäten zu setzen fällt mir dort manchmal leichter als in Bezug auf meine Psyche – ein persönliches Lernfeld.


Im Durschnitt bin ich im 2. Trimester rund zweimal pro Woche etwa fünf Kilometer joggen gegangen. Das hat mir gutgetan – vor allem fürs Rauskommen und für den Kopf. Gleichzeitig weiss ich heute, dank meiner Weiterbildung zur Pregnancy & Postpartum Athlete, viel besser, wie ich in der Schwangerschaft trainieren sollte und was mein Körper in welcher Phase braucht.


Dabei habe ich gelernt, dass Laufen im späteren Verlauf der Schwangerschaft nicht unbedingt die empfehlenswerteste Belastung für den Beckenboden ist. Aber: Das heisst nicht, dass man es kategorisch vermeiden muss. Vielmehr geht es darum, individuell hinzuschauen. Was fühlt sich für diese eine Person gut an? Wo nehme ich ihr vielleicht zu viel weg, obwohl es ihr psychisch enorm hilft? Und wo ist es sinnvoller, etwas zu reduzieren, um körperlich auf der sicheren Seite zu sein?


Ich glaube fest daran, dass die Psyche genauso entscheidend ist wie die körperliche Komponente. Wenn eine Frau beim Laufen beispielsweise mental auftankt, kann es mehr Nutzen als Risiko haben – solange es achtsam und angepasst erfolgt. Jede Person, jede Vorgeschichte und jede Schwangerschaft ist anders.


Für mich persönlich war Laufen weiterhin möglich, einfach deutlich langsamer und bewusster. Ob und wie lange das noch geht, lasse ich offen. Gleichzeitig hat sich mein Fokus klar verschoben: weniger Cardio, mehr Kraft.


Krafttraining ist für mich in dieser Schwangerschaft zu etwas Zentralem geworden – für Stabilität, Haltung und ein gutes Körpergefühl. Ich trainiere weiterhin mit Gewichten und versuche, jede Hauptmuskelgruppe zwei- bis viermal pro Woche zu beanspruchen – oft in kurzen, aber effektiven 20–30-Minuten-Sessions. Auch das habe ich durch die Weiterbildung gelernt: Krafttraining ist in der Schwangerschaft absolut möglich und sehr sinnvoll, wenn man weiss, worauf man achten sollte.

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Beckenboden & Ernährung: Loslassen lernen und den Körper verstehen

Ein weiterer wichtiger Teil dieser Schwangerschaft war für mich der Beckenboden. Ich gehöre – wie viele aktive Frauen – zu jener Gruppe, bei der nicht eine «Schwäche» das Thema ist, sondern eine Daueranspannung, die sich über Jahre aufgebaut hat. Etwas, das man oft gar nicht bemerkt.

Ich war deshalb auch bei der Beckenbodenphysiotherapie, was mir unglaublich geholfen hat. Ich bin am lernen gezielt zu entspannen, loszulassen, die Atmung mitzunehmen und nicht ständig automatisch zu viel Spannung aufzubauen. Und auch hier wurde mir bewusst: Es gibt keine One-size-fits-all-Lösung. Jede Frau bringt eine andere Geschichte mit – manche brauchen mehr Stabilität, andere mehr Loslassen. Wichtig ist, dass man genau hinschaut, was der eigene Körper in diesem Moment verlangt.


Auch beim Thema Ernährung hat sich mein Zugang im Vergleich zur ersten Schwangerschaft deutlich verändert. Ich bin viel entspannter geworden. Ich habe gelernt, worauf es wirklich ankommt – welche Nährstoffe eine schwangere Frau braucht und dass man keine unnötige Angst vor Lebensmitteln wie Rohmilchprodukten haben muss. Im Gegenteil: Viele davon enthalten wertvolle Vitamine und Mineralstoffe.


Mein Fokus liegt heute darauf, nährstoffreich und ausgewogen zu essen und genug Eiweiss zu mir zu nehmen – auch wenn das mit dem Appetit nicht immer ganz einfach ist. Und ja, dieses Mal habe ich 1–2 kg mehr zugenommen als zur gleichen Zeit in der ersten Schwangerschaft. Aber das stresst mich nicht. Jede Schwangerschaft ist anders, jeder Körper reagiert anders, und es darf auch anders sein

 
 
 

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