Zykluswissen - Wichtig für ganzheitliche Gesundheit und für den Kinderwunsch
In diesem Artikel erläutere ich, warum Zykluswissen in Vergessenheit geraten ist. Du erfährst, wie du dir Zykluswissen für deine Gesundheit und dein Leben nutzen kannst und wie du damit spezifisch deine Fruchtbarkeit und deinen Kinderwunsch beeinflussen kannst.
Menstruation als Tabuthema
Wann bin ich fruchtbar? Wann ist mein Eisprung? Obwohl wir Monat für Monat davon betroffen sind, wissen erstaunlich wenig Frauen über ihren Zyklus Bescheid. Dabei hilft Zykluswissen nicht nur die unfruchtbaren und fruchtbaren Tage zu bestimmen, sondern auch den Körper genauer kennen zu lernen. Obwohl wir uns als aufgeklärte Gesellschaft beschreiben, gilt die Menstruation und alles was dazugehört leider immer noch als Tabu. Das wirkt geradezu lächerlich, wenn man bedenkt, dass eine gesunde Frau in ihrem Leben durchschnittlich 500mal ihre Periode hat und bis zu 7 Jahre lang blutet. Wir fragen flüsternd und beschämt nach einem Tampon, nur um diesen dann aufwändig zu verstecken. Wir reden von «unseren Tagen», «Tante Rosa», oder der «Erdbeerzeit». Das Menstruationsblut wurde in der Werbung ein ganzes Jahrhundert lang, wenn überhaupt, ausschließlich als blaue Flüssigkeit dargestellt. Dabei dominieren Begriffe wie «sicher» und «diskret». Die Periode und das damit verbundene Monatsblut gelten immer noch als Makel und bleiben besser unsichtbar. Die Protagonistinnen wirbeln über den Bildschirm, tanzen nächtelang in der Disco und könnten gefühlt Bäume ausreissen. Alle Frauen (und das sind die meisten) die während ihrer Menstruation am liebsten Tag mit einer Wärmeflasche im Bett bleiben würden, hinterlässt dies ein Gefühl des Versagens. Zu oft verheimlichen sie ihre Schwierigkeiten mit der Monatsblutung vor anderen aus Angst, für schwach gehalten zu werden.
Fehlendes Wissen über den Zyklus
Obwohl wir heutzutage über so viele Informationsquellen verfügen wie noch nie, wissen erstaunlich wenige Frauen über ihren Zyklus Bescheid. Frauen bluten nun einmal monatlich und nach ein paar Tagen ist der Spuk vorbei. Was aber Monat für Monat im Körper genau abläuft, ist denn meisten unbekannt. Fehlendes Wissen gehört meiner Meinung nach zu den Hauptursachen, dass Frauen bestimmte Symptome als einfach gegeben betrachten, ohne sie zu hinterfragen. Leider werden viele Leiden als «typisch Frau» abgestempelt und somit über Monate und Jahre ertragen. Viele beschäftigen sich erst mit dem Thema, wenn sie entweder schwanger werden wollen oder ernsthaftere Probleme mit dem Zyklus auftauchen.
In früheren Zeiten hatte die Menstruation eine ganz andere Bedeutung. Sie wurde als Zeichen der Fruchtbarkeit und Weiblichkeit angesehen. Menstruierende Frauen galten als besonders weise, sie zogen sich monatlich gemeinsam für mehrere Tage in sogenannte Menstruationshütten oder -zelte zurück, um sich auszutauschen und zu regenerieren und mussten weder arbeiten, noch waschen, kochen, putzen. Es ist an der Zeit, dass Frauen ihren Körper wieder kennen zu lernen und dabei das tausende Jahre alte Wissen zu den Lebensrhythmen wieder in ihr Leben integrieren. Dabei kann nicht nur unnötiges Leid gelindert werden, sondern wir können den Zyklus in all seiner Kraft für unseren Alltag nutzten.
Das gängige Zyklusmodell
Wie funktioniert denn eigentlich unsere Zyklus und was spielt dabei alles eine Rolle?
Hormone - unverzichtbare Botenstoffe
Der Begriff Hormon ist vom griechischen Wort "hormao" abgeleitet, was so viel wie "ich treibe an" oder "ich bewege" bedeutet. Hormone sind körpereigene Botenstoffe, die gemeinsam mit dem Nervensystem versuchen, den Körper im Gleichgewicht zu halten. Es gibt kaum etwas im Köper, was nicht von Hormonen gesteuert wird. So sind Hormone unter anderem verantwortlich für die Verdauung, die Körpertemperatur, den Stoffwechsel, das Wachstum und auch das Gefühls- und Sexualleben eines Menschen.
Hormone kann man sich als körpereigene Postboten vorstellen. Sie werden in speziellen Drüsenzellen gebildet und gelangen durch die Blutbahnen zu genau den Zellen, für die sie bestimmt sind. In den Zielzellen gibt es eine Andockstelle (Rezeptor), wo ihre Information gelesen werden kann. Vereinfacht lässt sich das mit einer Fabrik vergleichen, die erst mit der Produktion anfängt, wenn der schriftliche Auftrag erfolgte.
In Zusammenhang mit dem Menstruationszyklus sind folgende Körperregionen zu nennen, die das funktionelle Zusammenspiel der Hormone regeln:
Hypothalamus: Der Hypothalamus ist eine übergeordnete Schaltzentrale im Gehirn, der Körperfunktionen wie den Kreislauf, die Atmung, Hunger und Appetit und das Sexualverhalten steuert. Zu diesem Zweck schüttet er eine Vielzahl von Hormonen aus, von denen das Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH) Einfluss auf den Menstruationszyklus hat.
Hypophyse: Am Hypothalamus hängt wie ein Tropfen die Hirnanhangsdrüse (Hypophyse). Die Hypophyse selbst ist nur so groß wie ein Kirschkern. Sie wird direkt durch den Hypothalamus gesteuert und schüttet das luteinisierende Hormon (LH – gelbfärbendes Hormon von lat. luteus) und das follikelstimulierende Hormon (FSH) aus.
Eierstöcke: Nebst der Produktion von Eizellen produzieren die Eierstöcke in der fruchtbaren Phase im Leben einer Frau (die weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron
Der Menstruationszyklus
Das gängige Zyklus-Modell umfasst die Follikelphase (vor dem Eisprung), die Ovulationsphase (Eisprung) und die Lutealphase (nach dem Eisprung). Man kann sie sich den Zyklus wie ein Gästezimmer vorstellen, dass der Körper regelmäßig mit neuer Bettwäsche ausstattet, damit theoretisch ein Baby einziehen könnte.
Der erste Zyklustag bezeichnet immer den ersten Tag der Menstruation, welche zwischen 3-7 Tagen dauert. Nach der Blutung kommt es in dieser Phase zum Wiederaufbau der Gebärmutterschleimhaut und zur Reifung von Follikeln in den Eierstöcken. Während eines Zyklus reifen zunächst meist mehrere solcher Follikel heran, wobei nur ein Follikel letztendlich springt und ein Ei freigibt. Manche Frauen merken den Eisprung als sogenannten Mittelschmerz. Grundsätzlich kann die Eizelle nur innerhalb von 12-18 Stunden befruchtet werden, da Spermien im Körper jedoch etwa 3 Tage lang überleben können, dauert die fruchtbare Phase 4-5 Tage. Nach Deinem Eisprung beginnt das Corpus Luteum – eine Struktur innerhalb Deiner Eierstöcke, in welcher die Eizelle heranreift – in sich zusammenzufallen und produziert das Hormon Progesteron. Progesteron hilft dabei, Deine Gebärmutterschleimhaut dicker zu machen. Die Gebärmutterschleimhaut ist also eine Art Nest, damit die befruchtete Eizelle es gemütlich hat. Wenn sich keine Eizelle einnistet, dann hört das Corpus Luteum nach 12 bis 16 Tagen auf Progesteron zu produzieren. Das Nest wird wieder ausgeschüttelt, damit Platz für neue Gäste ist. Der Abbau der Gebärmutterschleimhaut erfolgt mit der Blutung während deiner Periode.
Ein alternatives Zyklusmodell: Die inneren vier Jahreszeiten
Wir können uns den Menstruationszyklus wie die vier Jahreszeiten vorstellen. So erleben wir innerhalb eines Zyklus den Frühling, Sommer, Herbst und Winter.
Menstruation - der innere Winter: Während der Menstruation befinden wir uns im inneren Winter. Uns tut Ruhe und Stille gut, wir sehnen uns nach zu Hause bleiben, einkuscheln und Wärme. Wir ziehen uns zurück und haben kein Bedürfnis in der Aussenwelt zu sein. In dieser Zeit sollten wir und möglichst viel Ruhe und Entspannung gönnen und weniger arbeiten. Der innere Winter ist die Phase der Reflexion und hilft uns unsere Batterien wieder aufzuladen.
Eireifungsphase - der innere Frühling: Nach der Menstruation folgt der innere Frühling. Wir blühen auf und die Energie kehrt zurück, wir sind wieder neugierig auf die Welt um uns herum. Der innere Frühling ist eine Phase der Schaffenskraft und des Tatendrangs und eignet sich besonders um Projekte und Ideen anzupacken. Ausserdem steigt unsere Lust auf Sexualität langsam wieder an.
Eisprungphase - der innere Sommer: Im Sommer, in der Zeit um unseren Eisprung sind wir in unserer vollen Blüte. Wir fühlen uns voller Energie, sind gerne in Gesellschaft und fühlen uns wohl in unserer Haut. In dieser Zeit sind wir besonders ausdauernd, geduldig und fühlen uns oft wie Superwoman. Wir sind empfangsbereit und wirken besonders attraktiv auf Männer, es ist also der ideale Zeitpunkt für ein Date. Der innere Sommer eignet sich bestens um Spass zu haben, dich beim Sport auszupowern und für wichtige Termine wie Vorstellungsgespräche oder Gehaltsverhandlungen.
Lutealphase - der innere Herbst: Dein Körper bereitet sich auf den nächsten Winter vor und deswegen fühlst auch du dich nicht mehr so motiviert, neues zu beginnen. Du bist nicht mehr so aktiv wie im Sommer und ziehst dich mehr zurück. Der Zyklus-Herbst ist die Zeit des Ausmistens, sowohl im Inneren als auch im Äusseren. In der Ernte-Zeit des Herbsts prüfst du genau, was dir noch dient und was du loslassen willst.
Wie können wir die inneren vier Jahreszeiten für uns nutzen?
Viele gesundheitliche Beschwerden lassen sich meiner Meinung nach darauf zurückführen, dass sich Frauen entgegen ihrer Natur verhalten. In unseren linearen und leistungsorientierten Welt werden die Frühlings- und die Sommerfrau bevorzugt. Die nachdenkliche und zurückgezogene Version der Frau, wie es im Zyklus-Herbst und -Winter der Fall ist, wird nicht gern gesehen und oftmals von uns selbst abgelehnt. Wir versuchen krampfhaft den ganzen Monat über konstant die gleiche Leistung zu erbringen. Wir schleppen uns auf Parties und andere soziale Events, obwohl und manchmal mehr nach Rückzug wäre. Wir sind immer für alle da und gönnen uns selten Zeit für uns selber. Verhalten wir uns entgegen der Natur, gibt uns der Körper entsprechend Zeichen. Nach einer sehr anstrengenden mehrwöchigen Arbeitsphase zwingen uns beispielsweise starke Schmerzen während der Periode in die Knie. Schlimmstenfalls bleibt die Periode ganz aus.
Zyklisch leben heisst, dass wir unsere Bedürfnisse wahrnehmen und ausleben. Es bedeutet, dass wir anerkennen, dass wir nicht jeden Tag Vollgas geben können. Wir lernen aber, dass auf eine Phase der Regeneration eine Phase voller schöpferischer Energie folgt. Das bringt uns mehr Gelassenheit, mehr Selbstliebe und eine bessere Gesundheit.
Wie kann ich mit Zykluswissen meinen Kinderwunsch beeinflussen?
Merke dir eins: Das grosse Ziel des menschlichen Körpers ist es immer sich fortzupflanzen. Der weibliche Körper wird damit Monat für Monat konfrontiert, denn jeder neue Zyklus ist auch eine neue Chance für eine neue Schwangerschaft, für neues Leben. Allerdings gibt es nur eine gewisse Zeitspanne von wenigen Tagen jedem Zyklus, in dem die Frau schwanger werden kann. Der optimale Zeitpunkt ist vor dem Eisprung. Wenn du in dieser Zeit Geschlechtsverkehr hast, liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft bei ca. 25%. Was viele nicht wissen: Jede Frau ist individuell. So kann dein Eisprung bereits kurz nach der Periode auftreten oder erst viel später, beispielsweise an Tag 19. Ausserdem gibt es viele Dinge, die der Eisprung nicht mag. So können beispielsweise Stress, falsche Ernährung, mentale Blockaden usw. deinen Eisprung verschieben oder gar ganz ausfallen lassen. Deshalb lohnt es sich auf jeden Fall seinen Körper gut kennen zu lernen und seine Zeichen zu verstehen!

Quellen:
Hill M. (2020) Super Power Periode. Wie Sie Ihren Zyklus richtig verstehen und seinen Rhythmus für sich nutzen. VAKs Verlags GMBH, Kirchzarten.
Dannhauer K. (2020) Schwanger werden - der ganzheitliche Weg zum Wunschkind. Kösel-Verlag, München.
Bild: www.wix.com